
Vorderreihe 7 (Kulicki)
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Porträt
Zwischen 1620 und 1680 entstanden in Lübeck mehrere Deckenmalereien, die Porträts bzw. Bildnisse in Medaillons oder Kartuschen enthalten, gerahmt von Schweifwerk oder anderem Ornament, so 1641 im Haus des Schnitzers und Kirchentischlers Jochim Withfoht (Engelsgrube 74). In den meisten Fällen ist zwar anzunehmen, dass es sich um konkrete Personen, wohl Familienmitglieder handelt, doch ist dies zu keinem der Beispiele durch Inschriften oder andere Quellen überliefert. In der Diele des Werkhauses der Jakobikirche gibt es eine ähnliche Porträt-Decke (Jakobikirchhof 1). Auch als Allegorien oder Musikanten dargestellte Personen wie die in einem von Schiffern bewohnten Hause könnten Bildnisse sein (Engelsgrube 45).
Aus Stralsund (Badenstr. 44), Wismar (Altwismarstr. 14) und Thorn/Torun (Alter
Markt 19) sind ähnliche Deckenmalereien mit Porträts bekannt. Eine Güstrower Decke zeigt Bildnisse von Familienmitgliedern mit vielschichtigen, versteckten Anspielungen (Mühlenstr. 17). Vorbildlich für Porträt-Decken in Bürgerhäusern sind vermutlich solche aus repräsentativen Sälen der Herrenhäuser und Schlösser gewesen (Kletkamp Kr. Plön, Nütschau Kr. Stormarn, Dollrottfeld Kr. Schleswig, Schloss Gottorf/Schleswig).
Im Audienzsaal des Lübecker Vogtes in Travemünde, also einem öffentlichen Gebäude, hat der Maler Hans Reincke 1623 die Decke mit elf Porträts römischer Kaiser bemalt, die mit Hilfe ihrer Beschriftung für jedermann identifizierbar sind (Vorderreihe 7, Foto). Vorlage waren antike Münzen (nach einem Münzbuch) oder einzelne Druckgrafiken. In Lüneburg gibt es eine ähnliche "Kaiserdecke" (Schröderstr. 16).
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