
Giebelhaus in Ecklage ( (Foto: Denkmalpflege Lübeck) Diele: Blick vom Eingang zum Hof. Rechts Dornse, Kücheneinbau und Treppe (Foto: E.Wulff)  Große Diele mit zwei Unterzügen zum Abstützen der Balkenlage. Unterzüge unterfangen vom im
Kücheneinbau des 18. Jh. integrierten "Hausbaum"
und frei im Raum stehenden Säulen. ((Foto: Denkmalpflege Lübeck)
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Giebelhaus
Das große Giebelhaus steht in der Regel in einer Hauptstraße. Es verfügt über ein hohes Erdgeschoss, ein oder zwei niedrige Obergeschosse zum Lagern von Waren - nur ausnahmsweise auch zum Wohnen -, sowie ein hohes und steiles Dach, in dem sich eine unterschiedliche Zahl von Lagerböden befinden.
Die Gliederung des Äußeren entspricht der des Inneren. Im Erdgeschoss befindet sich die hohe Diele mit Fenstern zur Straße und zum Hof, darüber ein oder mehrere niedrige Speichergeschosse sowie Speicherböden im Dachraum. In den dafür geeigneten höheren Lagen des Stadthügels erstreckt sich unter dem Vorderhaus ein Balken- oder Gewölbekeller sowie seit dem 15. Jahrhundert oft ein Hochkeller unter dem Seitenflügel.
Das große Giebelhaus mit seiner multifunktionalen Diele wurde sowohl von Händlern als auch von verschiedenen Gewerken gerne genutzt. Die Diele diente zum Beispiel als Lager, als Verkaufsraum, als Schmiede und als Brauhaus. Dieser Haustyp besaß aber auch repräsentative Bedeutung. Hier konnten zum Beispiel Geldwechsler, Großhandelskaufleute oder Bürgermeister ihren Status und ihren Wohlstand zeigen.
Ein im Hofe liegender Anbau an das Vorderhaus, in Lübeck Seitenflügel genannt, diente in der Regel als Schlaf- und als Festraum für die engere Familie des Hausherrn. Dabei kann der „Saal“ sowohl im Erdgeschoss wie im Obergeschoss liegen.
Der Hof großer Giebelhäuser wird häufig von einem Querhaus am hinteren Hofende abgeschlossen. Es diente verschiedensten Zwecken vom Pferdestall über Werkstatt bis Wohnraum.
Die Nutzung der Räume änderte sich im Laufe der Jahrhunderte. Die Diele war zunächst im Spätmittelalter wohl ein Hauptaufenthaltsraum und wurde entsprechend aufwendig ausgestattet, unter anderem mit Malereien. Seit dem 16. und 17. Jahrhundert wurden repräsentative Holzeinbauten oder in den kleineren Räumen wie dem Saal des Seitenflügels beschnitzte Paneele bevorzugt.
In der Diele findet man in der mittelalterlichen Bauzeit zunächst offene Herdstellen und klein dimensionierte Treppenanlagen, aber bereits abgetrennte heizbare Dornsen. Ab dem 16. Jahrhundert lassen sich Einhausungen von Küchen nachweisen. Um 1800 gibt es in der Diele eine häufig mit Glas eingehauste Küche und eine raumaufwendige Treppenanlage. Unter der Dielendecke über der Dornse ist seit dem 17. Jahrhundert eine konstruktiv eingehängte Kammer, die Hangelkammer, nachweisebar. Sie diente gewöhnlich dem Hauspersonal als Schlafraum. Der beheizbare Raum (Dornse), die Küche und die Treppenanlage erstrecken sich in der Regel hintereinander entlang einer der beiden Längswände des Hauses. Die gegenüberliegende Dielenwand ist gewöhnlich frei von festen Einbauten, um den Weg zum Hof und den Lichteinfall von den großen Hoffenstern nicht zu versperren. Es gab jedoch schon früh Wandnischen oder seit dem Barock große Schränke, die teilweise in die Wand eingelassen waren.
Dass man einen beheizbaren Raum und die Küche in den Dielenbereich integrierte, ist nicht auf diesen Haustyp begrenzt, sondern gilt auch für die vom ganzen Bauvolumen kleiner dimensionierten Traufenhäuser. Auch der Anbau eines im Hofe liegenden ein- bis dreigeschossigen Wohntraktes, des Seitenflügels, ist zwar beim großen Giebelhaus die Regel, aber ebenfalls nicht auf diesen Haustyp begrenzt.
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