 Häuserzeile von oben: Haus an Haus in leicht gebogener Straßenflucht, hinter den Fassaden aus verschiedenen Epochen sind die steilen gotischen Dächer sichtbar (Foto: Siewert)
 Schnitt durch diese Häuserzeile, gemeinsame Brandmauern rot (Zeichnung: Landesbauamt, bearbeitet von Kulicki)
 Zeichnung einer Brandmauer mit typischen Elementen: Geschossabsätze, Anzahnungen, Gewölbeansätze, Nischen u.a. (Scheftel 1993)
Ausgrabungsbefund: Kellermauern massiv u. durchgebunden (Foto: Scheftel)
 Brandmauern im Obergeschoss: massiv und durchgebunden (Foto: Scheftel)
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Bedeutung der Brandmauern
Bauliche Voraussetzung für die Erhaltung ungewöhnlich vieler Wand- und Deckenmalereien in der Lübecker Altstadt ist das weitgehende Überleben der gemeinsamen steinernen Brandmauern zwischen den Häusern, die nach Stadtbränden spätestens ab 1278 vom Rat gefördert und gefordert wurden.
Straßenflucht, Parzellenbreite und gemeinsame Brandmauern wurden dem Bauwilligen vorgegeben. Fehlte der zukünftige Nachbar noch, so musste der Bauherr trotzdem in seiner Außenmauer bereits Geschossabsätze für die Balkenlagen des zukünftigen Nachbarn vorsehen. Die Backsteinmauern selbst sind in den Kellern bis zu 1,20 stark und durchgebunden. Je aufgehendem Geschoss nimmt die Mauerstärke beidseits ab, um ein Auflager für die Balkenlagen zu schaffen.
Diese massiven stabilen Mauern ließen sich nicht einseitig niederreißen, so dass die im 13. Jahrhundert vorgegebene Parzellenstruktur bis heute weitgehend unverändert erhalten ist. Nur die Fassaden oder Geschossdecken innerhalb der einzelnen Parzelle konnten verändert werden. So verbergen sich heute hinter jüngeren Fassaden meistens noch die mittelalterlichen Kernbauten, erkennbar u.a. an den steilen Dächern.
Die gemeinsamen Brandmauern sind bis heute das steinerne Skelett der Stadt und bilden zusammen mit ihren auf Tünchen und Putzen in vielen Schichten übereinanderliegenden Ausmalungen die zentrale materielle Substanz der Welterbestadt.

Brandmauerplan (Scheftel 2000), erhaltene Brandmauern fett dargestellt
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