Haustypen
Lübeck wurde Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet. Wegen des raschen wirtschaftlichen Aufschwunges wurde die Halbinsel zwischen Wakenitz im Osten und Trave im Westen durch Landgewinnungsmaßnahmen alsbald vergrößert und zügig aufgesiedelt. Im 14. Jahrhundert war die Besiedelung des Stadthügels im Wesentlichen abgeschlossen.
In den ersten Jahrhunderten wurden verschiedene Haustypen erprobt. Durchgesetzt haben sich schließlich im wesentlichen nur drei:
1. das multifunktionale große Giebelhaus als Wohn- und Arbeitstätte
2. das kleinere, stark von der Wohnfunktion geprägte Traufenhaus
3. die ausschließlich zu Wohnzwecken dienende Bude in den Ganganlagen hinter den Vorderhäusern.
Man nennt in der Hausforschung häufig die Zahl von ca. 4.500 Hauseinheiten, die zwischen 1400 und 1850 konstant zu finden war. Darauf entfielen auf das große Giebelhaus etwa 800 und gut 3.000 auf den Typ des Traufenhauses, der Rest auf Buden.
Einige der untersuchten mittelalterlichen Häuser wiesen als frühe Bauphase Spuren von Haustypen auf, die zu einem späteren Zeitpunkt aufgegeben wurden zugunsten der sich durchsetzenden Normierungen.
Dass in der Baupraxis Zwischen- und Übergangsformen entstanden, versteht sich von selbst. Die Abweichungen blieben im Ganzen vereinzelt und sind deshalb für die Baugeschichtsforschung überschaubar. So gab und gibt es kleine Giebelhäuser, die man in ihrer Lage und Funktion eher mit den Traufenhäusern vergleichen kann.
Die durchgängig erkennbare Typisierung hing grundlegend ab von den Nutzungsanforderungen der Bewohner sowie von der räumlichen Lage in den städtischen Wirtschaftsabläufen. Im Einzelnen gibt es Häufungen von Haustypen in bestimmten Stadtteilen, aber nur wenige prägnante Massierungen einzelner Bautypen. Die Herausbildung der Haustypen hängt auch zusammen mit strukturellen Bedingungen. Die günstige Lage der Stadt in wehrtechnischer Hinsicht ließ es geboten erscheinen, nicht vor der Stadt zu siedeln, sondern ausschließlich auf der „Stadtinsel“. Bei allmählich steigender Bewohnerzahl bot sich als Erweiterung der Wohnmöglichkeiten eine Bebauung der entstandenen Blockinnenhöfe an. So entstanden die Budenreihen in den "Gängen" historisch als letzter Bautyp und wurden fast immer erschlossen über einen Durchgang durch das Vorderhaus von der Straße.
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