Diele
Königstraße 51, Diele, Christophorus, um 1300
(Saß) |
DieleDie anspruchvollsten Ausmalungen befanden sich in der frühen Blütezeit der Stadt im Eingangsbereich des großen Giebelhauses, in der Diele. Auffällig ist dabei, dass bisher überwiegend religiöse Motive nachweisbar sind. Zum Teil haben die Wandmalereien zwar profane Nebenbedeutungen (sozialer Status, Moral), doch überwiegend spiegelt sich die Durchdringung des Lebens mit religiösen Fragestellungen wieder.Am Anfang des 14. Jahrhunderts, in einer Zeit, in der auch die bedeutenden Ausmalungen in den Kirchen und Klöstern erfolgten, entstehen in den Bürgerhäusern bemerkenswerte Wandbilder, z. B. David, Salomon und Moses mit Sinnsprüchen in der Königstraße 51, eine Anbetung der Heiligen Drei Könige in den Schüsselbuden 2, die Schöpfungsgeschichte im gleichen Bildschema wie in der Marienkirche in der Königstraße 28 oder eine Szenenfolge zum Gleichnis vom Verlorenen Sohn in der Fischergrube 20. Diese Darstellungen werden im 14. Jahrhundert häufig kombiniert mit Wappenfriesen. Die Sockelzone wird malerisch als Vorhang gestaltet oder durch gemalte Quader verziert. Deckenmalereien sind aus dem 14. Jahrhundert kaum bekannt. In der Königstr. 51 gibt es alte Deckenbalken mit Verrußungen, unter denen sich möglicherweise noch Fassungen erhalten haben. Aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts sind Deckenmalereien häufiger überliefert. Auffällig ist, dass es programmatische figürliche Wandmalereien im 16. Jahrhundert in der Diele nicht mehr zu geben scheint (Überlieferungszufall? Fakt?), wohl aber in Seitenflügeln (Mengstr.40: Marienkrönung 14.Jh., Sandstraße 24). Die Diele ist jetzt überwiegend mit dekorativen Dekors geschmückt, z. B. plastisch gemalten Diamantquadern in Kombination mit Ranken (Mengstr.50, Mühlenstr. 66, Engelsgrube 47). Dies ändert sich auch in den folgenden Jahrhunderten nicht mehr. Im Barock können schwungvolle Ranken die Wände der Diele zieren (Mühlenstr.66, Engelsgrube 47). Häufiger bestimmen prachtvolle bemalte Holzeinbauten wie Treppen, Galerien, Hausbaum oder ein Dielenschrank das Bild (Gr. Petersgrube 21, 23 usw.). Im 18. Jahrhundert vollzieht sich ein genereller Wandel: die steinerne Wand wird als Träger von Malereien aufgegeben zugunsten von Wandverkleidungen. Wohlhabende Hauseigentümer großer Giebelhäuser statteten ihre Dielen schon um 1600 mit Paneelen und Schnitzwerken aus, wie sie in reicher Ausformung im Rathaus und in den vornehmsten Gesellschaftshäusern angebracht wurden. Beispiele dafür sind das bildlich überlieferte Renaissanceschnitzwerk in der Diele des Hauses Mengstraße 36 oder das sogenannte "Fredenhagenzimmer", ehemals Schüsselbuden 16. Anders sieht es in den Dielen der Traufenhäuser und kleinen Giebelhäuser in Neben- und Querstraßen aus. Dort wurden Dielenwände zwischen 1600 und 1800 weiterhin ausgemalt. Siehe auch "Ausmalungen an Wänden und Decken in einzelnen Raumtypen". |