Stadtstruktur und Stadtentwicklung
![]() Freie und Hansestadt Lübeck, 1934 (unbekannt)
![]() Isometrie Blockstruktur: Giebelhäuser entlang der Hauptstraße, Traufenhaus entlang der Nebenstraße bis die Grundstückstiefe wieder ein kleines Giebelhaus zuläßt.
(Christensen 1985) ![]() Stadtplan Lübeck heute (Google Maps 2008)
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Stadtstruktur
Lübeck gehört zu den späten Stadtgründungen des hohen Mittelalters. Die Stadt verdankt ihren rasanten Aufstieg unter anderem der Tatsache, dass sie Ausgangspunkt der christlichen Kolonisierung der südlichen Ostseegebiete wurde. Um 1400, 250 Jahre nach ihrer Gründung zwischen 1143 und 1159, war die Stadt ein nordeuropäisches Wirtschafts-, Herrschafts- und Bedeutungszentrum. Auf einer Fläche von gut 110 Hektar – durch umfangreiche Trockenlegungsmaßnahmen erheblich vergrößert gegenüber dem vorgefundenen Naturraum zwischen Wakenitz und Trave –, waren um 1400 rund 4.000 Häuser aus Stein errichtet worden. Der Stadtraum wurde bis 1800 regelmäßig von ca. 15 bis 25.000 Bewohnern besiedelt. Weil die Stadt im weiteren Verlauf ihrer Geschichte weder von Kriegen oder Katastrophen zerstört, noch von wirtschaftlichen oder sozialen Veränderungen erheblich verändert wurde, konnte sich die mittelalterliche Stadtstruktur bis in die Mitte des 19. Jahrhundert wesentlich unverändert erhalten. Erst die Modernisierungsschübe des 19. und 20. Jahrhunderts, insbesondere ein Bombenangriff 1942 sowie die anschließende Stadtbaupolitik („Wiederaufbau“), vernichteten bis ca. 1975 etwa 30 Prozent der Altstadtbebauung. Auf dem kleinteilig parzellierten Grund und Boden der heutigen Altstadt standen die Häuser bis auf wenige Ausnahmen nicht einzeln, sondern durch gemeinsame Mauern verbunden (Bauvorschrift nach einem letzten Stadtbrand 1278). Bei Umbauten der Vorder- oder Rückfassaden und bei Umbauten im Inneren konnten diese Mauern nicht abgetragen werden. Sie sind Hauptüberlieferungsträger der in Lübeck zahlreich erhaltenen Wandmalereien. Durch Haupt- und Nebenstraßen ist der gesamte Altstadtrücken in circa 100 Baublöcke unterteilt. An den Hauptstraßen stehen die großen Giebelhäuser, in den Nebenstraßen - in logischer Verlängerung der Traufseite eines großen Giebelhauses auf der Ecke - die Traufenhäuser - und jenseits des Grundstücks des großen Giebelhauses auch wieder kleine Giebelhäuser. Viele Traufenhäuser besitzen - quasi als Giebelersatz - Zwerchhäuser. Der Blockinnenbereich wurde spätestens seit dem 16. Jahrhundert vielfach ebenfalls bebaut und zwar mit einfachen Budenhausreihen, die in der Regel durch einen nachträglich abgeteilten Gang durch ein Vorderhaus erschlossen werden. |