Schweifwerk
Ornamentik
![]() Breite Str. 29 (Reimann)
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SchweifwerkSchweifwerk besteht aus c- und s-förmigen, durch kleine Stege miteinander verbundenen Bandformen. Die konkav-konvexen Umbrüche der Bänder sind mit horn- oder dornartig spitzen Ausläufern oder mit weichen Endungen (Keulenschwüngen) akzentuiert. Es ergibt sich eine flächige, oft netzartige Struktur. Das Schweifwerk gehört zu den modernen, nicht antikisierenden Ornamentformen der Renaissance und ist in Deutschland vor allem zwischen 1570 und 1630 gebräuchlich, oft in Verbindung mit der Grotteske. Die Spätform des Schweifwerks geht über ins Knorpelwerk.In der Lübecker Deckenmalerei ist zwischen 1610 und 1650 weißes Schweifwerk auf rotem Untergrund (Breite Str. 29, Foto) und graues auf dunkelgrauem Grund anzutreffen, Licht- und Schattenstriche lassen es als leicht erhabene Schicht wirken. Anfangs sind die Bandformen von jeweils gleicher Breite und weisen klare Rundungen auf, später wirken sie durch Verdickungen und unregelmäßige Schwünge lebendiger und nehmen teils florale Formen auf (Glockengießerstr. 25/27). Im Werkhaus der Jakobikirche waren in der Diele eine Wand bzw. mehrere Wände und die Decke mit Schweifwerk in zwei farblichen Varianten bemalt (Jakobikirchhof 1). Schweifwerk kommt in der Deckenmalerei häufig als umgebendes Füllornament von mittig angeordneten Kartuschen vor. Dies ist eine Gliederungsform, die noch bis ins 18. Jahrhundert populär bleibt und dann mit dem Akanthus kombiniert wird. |