
Glockengießerstr. 33 (Gerlitz)
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Neues Testament
Im Mittelalter kommen zahlreiche Darstellungen von Szenen des Neuen Testaments vor, hauptsächlich aus dem Marienleben und dem Leben Jesu, z. B. die Passion Christi (Glockengießerstr. 33, Foto) oder die Anbetung der Heiligen drei Könige in einem hochrangigen Haus am Markt, dem Stammsitz der Ratsherrenfamilie von Alen (Schüsselbuden 2). Eine herausragende erzählerische Darstellung ist der Bildzyklus zum Gleichnis vom Verlorenen Sohn von 1340/50 (Fischergrube 20); es ist das erste, wohl einzige bekannte Beispiel dieses Bildthemas aus einem Bürgerhaus dieser Zeit. Der Bildtyp der "Wurzel Jesse" kommt um 1500 vor: eine baumförmige
Genealogie Christi, ausgehend vom Stammvater Jesse (Mengstr. 60). Sie geht auf die Evangelien des Lukas und des Matthäus zurück.
Nach der Reformation gewannen die neutestamentlichen Erzählungen und Gestalten eine große Bedeutung, meist versehen mit Inschriften von Bibeltexten. Hans Kemmer malte eine typologische Gegenüberstellung von je drei alt- und neutestamentlichen Szenen nach dem reformatorischen Bildtypus "Gesetz-und-Gnade", vermutlich mit dem knienden Auftraggeber, dem sehr wohlhabenden Salzhändler Wilhelm Brasser (Sandstr. 24).
Aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen z. B. der Gang nach Emmaus im Haus des Jacob Meyer (An der Untertrave 96), der Evangelist Johannes im Haus des wohlhabenden Salzhändlers und Rentiers Albert Klewer (Koberg 2) und der Apostel Petrus im Haus des Hans Boye d. Ä. (Mengstr. 19).
Im Haasenhof, einer Stiftung für alte wohlhabende Damen, entstand 1726-29 im Vorsteherzimmer eine Reihe von neu- und alttestamentlichen Szenen, die inhaltlich die Tugend der Caritas illustieren (Dr.-Julius-Leber-Str. 37/39). Der Tischler Melchert Stockfisch ließ 1758 im Saal seines Hauses die Decke mit einer großformatigen Szene der Auferstehung Christi bemalen, wie sie auch an der Decke einer Kirche vorkommen könnte (Fleischhauerstr. 28).
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